Das Aachen-Limburger Steinkohlenrevier umfasst ein Gebiet, das sich von Belgien über die Niederlande bis in die Aachener Region zieht. Der Schwerpunkt der Bergbauaktivitäten im belgischen Teil lag in dem Gebiet um Beringen, Zolder und Genk (Kemperland). Im niederländischen Teil lag das Zentrum in Heerlen und Kerkrade (Limburger Revier) und das deutsche Gebiet unterteilte sich in zwei Bereiche, das Wurmgebiet im Norden bis Erkelenz und das Gebiet im Süden an der Inde zwischen Eschweiler, Stolberg und Weisweiler. Das Aachen-Limburger Revier gilt als das älteste Steinkohlengebiet in Europa und wurde erstmalig im Jahr 1113 urkundlich erwähnt. Einen industriellen Aufschwung erlebte das Aachener Revier mit der 1841 fertiggestellten Eisenbahnverbindung von Köln nach Aachen. Als letztes Bergwerk des Aachener Reviers schloss die Grube Sophia Jacoba in Hückelhoven 1997 ihre Tore.
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Zeche Sophia Jacoba, Schacht 3 in Hückelhoven, die nördlichste Zeche des Aachener Reviers. Kohle wurde bereits bei ersten Probebohrungen im Jahr 1885 gefunden. Aber erst mit der Eisenbahnanbindung Hückelhovens im Jahr 1911 war an eine wirtschaftliche Nutzung der Felder zu denken. Schacht 1 und 2 wurden 1914 resp. 1919 abgeteuft. Die Kohleförderung begann 1914 zunächst mit 8 Bergleuten. 1926 arbeiteten 2.161, 1933 bereits 3.395 Kumpel auf der Zeche, die hochwertige Anthrazitkohle förderte. Schacht 3 wurde 1927 abgeteuft. Der Schacht erhielt 1934 ein stählernes Fördergerüst. Im selben Jahr wurde Schacht 4 abgeteuft. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Zeche schwer beschädigt und musste 1944 aufgegeben werden. Sie konnte erst 1946 nach umfassender Sümpfung den Betrieb wieder aufnehmen. 1959 erreichte die Zeche ihre größte Belegschaft mit 5.669 Bergleuten. Das Bergwerk stellte 1997 die Förderung ein.
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FOTO: Sophia Jacoba, Schacht 3 (31.01.2021, Der Landgraph) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung | Belegschaft | jährl. Förderung | Besonderheit |
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Grube Sohpia Jacoba, Schacht 3 |
Sophiastraße 30 41836 Hückelhoven 51.057767, 6.216017 |
1914 | 1914 | 1997 |
5.669 (1959) |
ca. 1,6-1,9 Mio. t |
Neben Ibbenbüren eine |
Anfang der 1840er Jahre wurde bei Probebohrungen in Alsdorf in einer Tiefe von 85 m ein Steinkohlenflöz angebohrt. 1848 erteilte das Bergamt die Mutungen für die Grubenfelder Anna und Maria.
Das Bergwerk Anna wurde Mitte 1848 gegründet. Schacht 1 (Hermannschacht) wurde 1850 abgeteuft. Eine Wasserhaltungsdampfmaschine unterstützte die Abteufarbeiten. Der Hermannschacht nahm 1854 die Förderung auf. In 65 m Abstand zum Hermannschacht wurde 1855 Schacht 2 (Josefschacht) errichtet und in Betrieb genommen.
Die steigende Nachfrage nach Fettkohle führte zu der Entscheidung für einen zweiten Standort Anna II, westlich von Alsdorf in Richtung Merkstein. Der Wilhelmschacht wurde ab 1860 abgeteuft. 1863 übernahm der Eschweiler-Bergwerks-Verein (EBV) die beiden Gruben Anna I und Anna II und baute das Bergwerk weiter aus. Auf Anna II wurde 1868 eine Wasserhaltungsmaschine in Betrieb genommen und der Durchschlag zwischen dem Wilhelmschacht und dem alten Schacht erzielt. Eine Pferdebahn entlang der Prämienstraße löste den bis dahin schwierigen und störanfälligen Transport mit Pferdefuhrwerken ab. Am Standort von Anna I wurde 1868 der Franzschacht abgeteuft, der bis 1983 als Hauptförderschacht der Grube Anna diente. 1871 wurde die Grube an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1878 wurde eine Kohlenwäsche in Betrieb genommen. Ab 1879 wurde die Arbeitersiedlung Wilhelmschacht errichtet, um die größer werdende Anzahl an Bergleuten mit Wohnraum zu versorgen. Zwischen 1904 und 1911 wurde am Standort Anna II der Eduardschacht abgeteuft. Von 1911 bis 1914 folgte der Wetterschacht Anna III im Ortsteil Neuweiler, der beide Schachtanlagen mit frischem Wetter versorgte. 1917 starben 118 Kumpel bei einem Grubenbrand, ausgelöst durch den Brand einer Benzol-getriebenen Grubenlok. 1921 wurde auf Anna I der Hauptschacht abgeteuft. Er erreichte 1923 die Hauptfördersohle in 360 m.
1930 ereignete sich ein weiteres Grubenunglück, dem 299 Bergleute zum Opfer fielen, 304 wurden teilweise schwer verletzt. Es war das schwerste Grubenunglück in der Geschichte des Aachener Reviers. Die Schlagwetterexplosion auf der 360 m Sohle im Bereich des Eduardschachts war so stark, dass der Förderturm des Eduarschachts umstürzte und das Kauen- und Verwaltungsgebäude unter sich begrub. Große Teile der 360 m und 460 m Sohlen wurden zerstört.
Anders als viele Bergwerke im Ruhrgebiet bieb die Grube Anna im Zweiten Weltkrieg von Bombenangriffen weitestgehend verschont. Nach Ende des Krieges nahm die Grube Anna unter amerikanischer Besatzung den Betrieb bald wieder auf. Der Verbund Anna I und Anna II wurde Anfang der 1950er zum größten Bergwerk im Wurmrevier.
Ab 1963 wurden Hauptschacht, Eduardschacht und Franzschacht weiter abgeteuft. 1968 nahm die neue Hauptfördersohle in 860 m die Förderung auf. Die Kohlekrise führte ab Ende der 1950er Jahre zu einer Konsolidierung der Gruben im Aachener Revier. Starke Rationalisierungsmaßnahmen ließen das Bergwerk bis in die 1970er überleben. 1983 kam aber das Aus für die Grube Anna. Die eigenständige Kohleförderung wurde am 31.12.1983 eingestellt. Die Kohle wurde über die Grube Emil Mayrisch zu Tage gefördert. Mit Schließung von Emil Mayrisch im Jahr 1992 wurde auch der Abbau des Baufelds Anna endgültig eingestellt.
Am Standort Anna I in Alsdorf befindet sich heute der Annapark, ein Stadtquartier mit Geschäfts- und Wohngebäuden. Das Fördergerüst des Hauptschachts, die Fördermaschinenhalle und die Turbinenzentrale sind als Industriedenkmal erhalten geblieben.
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FOTO: Grube Anna, Hauptschacht Anna I (31.01.2021, Der Landgraph) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung |
Max. Belegschaft |
Max. Förderung |
Besonderheit |
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Grube Anna, Schacht Anna I |
Willy-Brandt-Ring 52477 Alsdorf 50.873027, 6.157941 |
1848 | 1854 | 1983 |
6.653 (1953) |
1.977.200 t (1975) |
1930: Schwerstes
Aachener Revier |
Die Ursprünge der Domaniale Mijn gehen auf die Klosterbergwerke von Kloosterrade (Abdij Rolduc) zurück. In den Annalen der Abtei ist eine Schenkung aus dem Jahr 1113 dokumentiert, in dem eine Kohlengrube genannt ist. Dies gilt als der älteste Beleg des Steinkohlenbergbaus in Europa. 1645 pachtete die Familie Prick aus Aachen das Recht zum Kohleabbau von der Abtei. 1742 übernahm die Abtei selbst die Kohleförderung. 1796 eroberten die Franzosen die Minen der Abtei. In dieser Zeit erhielt das Bergwerk den Namen Mines Domaniales, woraus später Domaniale Mijn wurde. 1797 wurde in Kerkrade ein neuer Schacht abgeteuft.
Nach der Niederlage der Franzosen in den Befreiungskriegen 1813-1815 wurde im Wiener Kongress die Verwaltung des Bergwerks dem Königreich der Niederlande übertragen. Das Baufeld der Mine lag teils auf preußischem, teils auf niederländischem Gebiet. Die Konzession sah aber vor, dass auch die unter preußischem Hoheitsgebiet liegende Lagerstätte von der Domaniale Mijn aus Kerkrade aus abgebaut werden durfte. 1823 wurde die erste Dampfmaschine eingesetzt. 1880 wurde das Bergwerk an die 1853 gebaute Eisenbahnlinie Maastricht-Aachen angeschlossen. Bis dahin wurde die Kohle per Pferdekarren zum Bahnhof in Kohlscheid befördert und von dort mit dem Zug über Aachen zurück in die Niederlande.
1907 wurde der Nulland Schacht in Kerkrade abgeteuft. Der Schacht hatte anfangs eine Teufe von 60 m und diente als einziehender Wetterschacht für das gesamte Baufeld. Später wurde der Schacht bis auf 347 m weiter abgeteuft. 1921 wurde der Schachtturm erhöht, eine Fördermaschine installiert und eine Hängebank gebaut. Der Schacht übernahm nun auch die Beförderung von Material und die Seilfahrt der Bergleute. 1958 förderte das Bergwerk 481.000 t Kohle mit einer Belegschaft von 3.000 Bergleuten. Die Kohlekrise ab 1958 traf auch die Domaniale Mijn schwer. Die Zeche konnte noch ein Jahrzehnt überleben. Am 29. August 1969 wurde aber auch hier die letzte Kohle gefördert und das Bergwerk stillgelegt.
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FOTO: Domaniale Mijn, Schacht Nulland (4.06.2022) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Stilllegung | Belegschaft | Förderung | Besonderheit |
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Domaniale Mijn, Schacht Nulland |
Maria Gorettiplein 2 6462 XR Kerkrade, NL 50.859126, 6.065714 |
1113 | 1969 |
3.000 (1958) |
481.000 t (1958) |
Älteste Steinkohlenzeche Europas |
Bei ersten Probebohrungen um 1850 wurden in Heerlen in der Region Süd-Limburg Kohle gefunden. Eine Konzession zum Abbau der Kohle wurde aber erst 1893 an den Industriellen Henri Sarolea vergeben. Die Zeche Oranje-Nassau wurde gegründet, finanziert durch die deutschen Brüder Carl und Friedrich Honigmann, die bereits seit Jahren aktive Investoren in der Bergbauindustrie waren. Mit Anschluss der Region an die Bahnlinie im Jahr 1896 konnte der industrielle Abbau der Kohle in Heerlen beginnen.
1896 wurden die ersten beiden Schächte abgeteuft, die 1899 die Förderung aufnahmen. Ein dritter Schacht wurde ab 1905 errichtet. Er ging 1912 in Betrieb. Eine zweite Schachtanlage Oranje-Nassau II wurde von 1898 bis 1904 in Schaesberg (Landgraaf) gebaut. Oranje-Nassau II nahm 1906 mit Anschluß an die Eisenbahn die volle Produktion auf.
Nach dem Tod Saroleas wurde das Bergwerk 1908 an den französischen Konzern Les Petits-Fils de François de Wendel et Cie (PFFW) verkauft. Die Unternehmerfamilie De Wendel investierte in den 1900er Jahren in Steinkohlenbergwerke in Deutschland (s. Zeche Heinrich-Robert) und in den Niederlanden, um die Koksproduktion für ihre Eisen- und Stahlunternehmen sicherzustellen. Die neuen Betreiber des Bergwerks begannen ab 1910 mit dem Bau eines dritten Standorts (Oranje-Nassau III) in Heerlenheide. 1928 nahm Oranje-Nassau IV in Heksenberg (Heerlen) die Förderung auf. Oranje-Nassau wurde zum größten Bergbauunternehmen in den Niederlanden.
1953 erreichte Oranje-Nassau eine Endteufe von 545 m. Die vier Schachtanlagen des Bergwerks Oranje-Nassau förderten von 1899 bis 1974 insgesamt 118 Mio. t Kohle. Aufgrund der Kohlekrise und dem damit verbundenen Preisverfall am Absatzmarkt wurde das Bergwerk in den 1960ern zunehmend unrentabel. Ab 1964 mussten die Zechen der Region staatlich subventioniert werden. Schrittweise wurden die Bergwerke daraufhin stillgelegt: Oranje-Nassau II im Jahr 1971, Oranje-Nassau III/IV 1973 und schließlich Oranje-Nassau I am 31.12.1974. Die Zechengebäude wurden abgerissen, die Schächte bis 1975 verfüllt. Das Fördergerüst, die Maschinenhalle und einige der Zechengebäude von Oranje-Nassau I sind erhalten geblieben.
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FOTO: Oranje-Nassau I, Schacht II (4.06.2022) © Christian Twehues
Namen der Zeche | Adresse | Gründung | Förderbeginn | Stilllegung | Belegschaft | Förderung | Besonderheit |
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Oranje-Nassau I, Schacht II |
Mijnmuseumpad 2 6412 EX Heerlen, NL 50.892275, 5.970169 |
1893 | 1899 | 1974 |
9.742 (1958) |
2.930.000 t (1937) |
Obwohl schon um 1850 Kohle gefunden |