Die zahlreichen Fördertürme, die in den Bergbauregionen liebevoll erhalten werden, sind stumme Zeugen einer einst florierenden Bergbauindustrie. Einige ehemalige Zechen werden heute als Museum genutzt. Von vielen ist lediglich das Fördergerüst und eventuell die Maschinenhalle als Industriedenkmal erhalten. Im Ruhrgebiet sind vor allem Zeche Zollern in Dortmund und die Zeche Zollverein in Essen bekannt, die weitläufig zu einem Industriemuseum umgebaut wurden und jedes Jahr zahlreiche Besucher anlocken. Die tiefsten Steinkohlenbergwerke gab es aber im Saarland. Die nördlichsten Zechen lagen in Ibbenbüren im Münsterland. In Cornwall, England wurde neben anderen Metallen vorwiegend Zinn, Kupfer aber auch Ton abgebaut. Die Zechen dort lagen meist direkt an der Küste und ihre Stollen führten teilweise mehr als zwei Kilometer horizontal unter das Meer.
800 v. Chr.
Erste archäologische Nachweise der Steinkohlennutzung im Saarland: Geschnitzte Schmuckstücke aus Kohle des Flözes Tauentzien werden als Grabbeilage verwendet.
Um 1000 n. Chr.
Erste Erwähnung von Steinkohlenbergbau im niederländischen Südlimburg.
13. Jhdt
Erste urkundliche Erwähnung des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet: "Konrad, Sohn des Konrads, Kohlenkuhler aus Schüren" lässt sich 1296 in Dortmund einbürgern. 1302 überschreiben Heinrich und Dietrich von Aplerbeck ihr Haus zu Schüren mit allen Rechten zum Steinebrechen und Kohlengraben der Reinoldikirche.
1560-1590
Erster urkundlich erwähnter Stollen mit 370m Länge im Kohlenbergwerk Fredholder Bank, später ab 18. Jhdt Zeche Trappe in Wetter.
Um 1700
Die ersten Schießarbeiten im Bergbau werden 1627 im Silberbergwerk in Schemnitz durchgeführt. Ab 1700 verbreitet sich die Schießarbeit auch zunehmend im Steinkohlenbergbau.
1800
Beginn des Tiefbaus. Auf der Zeche Vollmond in Bochum wird der vermutlich erste seigere Schacht abgeteuft.
1802
Auf der Zeche Vollmond in Bochum-Werne kommt erstmalig eine Dampfmaschine im Steinkohlenbergbau zum Einsatz.
1814
Der Schacht Christine der Zeche Am Busch in Dortmund durchstößt im Tiefbau die Mergelschicht (stark wasserführende Deckschicht über den kohleführenden Gesteinsschichten im nördlichen Ruhrgebiet). Für die Entwässerung kommt eine "zweckmäßige Dampfmaschine" zum Einsatz.
1852
Erste dampfgetriebene Fahrkunst im Ruhrgebiet auf der Zeche Vereinigte Gewalt in Essen.
1857
Mit 296 aktiven Zechen erreicht das Ruhrgebiet den historischen Höchststand.
1860
Der erste Malakowförderturm im Ruhrgebiet geht auf der Zeche Holland in Betrieb (Doppel-Malakowturm Schacht 1/2).
1869
Erstes freistehendes stählernes Fördergerüst auf der Zeche Julia (später Barrion) in Herne.
1902
Beim Abteufen von Schacht 1 auf der Zeche Auguste Victoria in Marl kommt zum ersten Mal im Ruhrgebiet das Gefrierverfahren zum Einsatz.
1906
Auf der Zeche Königsborn in Unna kommt erstmalig der Drucklufthammer zum Einsatz.
1922
Mit 576.644 Bergleuten erreicht das Ruhrgebiet den historischen Höchststand an Beschäftigen.
1939
Mit einer jährlichen Fördermenge von 130,2 Mio. Tonnen Steinkohle erreicht das Ruhrgebiet seinen historischen Höchststand.
1942
Erfindung des Kohlenhobels in Ibbenbüren.
1969
Die Maschinenhalle auf der Zeche Zollern wird als erstes Industriebauwerk in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt.
1986
Mit der Zeche Zollverein schließt die letzte Zeche in Essen.
2012
Als letzte Zeche im Saarland schließt Bergwerk Saar in Ensdorf.
2018
Zeche Prosper-Haniel in Bottrop schließt als letzte Zeche Deutschlands seine Tore.
Quellen: Huske 2006 - Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Hermann 2008 - Die alten Zechen an der Ruhr, Wikipedia (Steinkohlenbergbau), Bottrop.de, RN, Wikipedia (Malakow-Turm), RAG, LWL, Wikipedia (Bergwerk Saar), Tagespresse
Tiefster Steinkohlenschacht Europas: 1751m
Der Nordschacht des Bergwerks Saar in Ensdorf, Saarland wird im Januar 1997 bis auf 1751m abgeteuft. Der Schacht wird 2012 stillgelegt und seit Mitte 2020 verfüllt.
Quelle: Wikipedia
Tiefster Schacht im Ruhrgebiet: 1635m
Schacht Grimberg 3 der Zeche Monopol in Bergkamen erreicht 1989 eine Endteufe von 1635m. Der Schacht wird 1994 stillgelegt und verfüllt.
Quelle: Huske 2006, Die Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet
Tiefster aktiver Schacht Europas 2012-2018: 1545m
Der Nordschacht der Zeche Ibbenbüren erreicht 1986-88 eine Gesamtteufe von 1545m. In der Strecke 7 Osten, Flöz 74 erreicht der Schacht 2010 die größte Teufe von 1598m. Der Schacht wird 2018 stillgelegt und seit Juni 2020 verfüllt.
Quelle: RAG
21. Dezember 2018:
Prosper-Haniel, Schacht Franz-Haniel, Bottrop
Letztes aktives Steinkohlenbergwerk Deutschlands schließt seine Tore.
17. August 2018:
Ibbenbüren, Oeynhausenschacht
Letzte aktive Zeche im Münsterland und zweitletztes aktives Steinkohlenbergwerk Deutschlands wird geschlossen.
30. Juni 2012:
Saar in Ensdorf
Letztes aktives Steinkohlenbergwerk im Saarland wird stillgelegt.
Ältester noch erhaltener Malakowturm im Ruhrgebiet
Doppel-Förderturm der Zeche Holland 1/2 in Bochum, erbaut 1856-1860.
Ältestes noch erhaltenes Fördergerüst im Ruhrgebiet
Tomsonbock der Zeche Gneisenau, Schacht 2 aus dem Jahr 1886.
Ältestes noch erhaltenes Zechengebäude im Ruhrgebiet
Maschinenhaus der Zeche Vereinigte Wallfisch aus dem Jahr 1850.
Höchster Förderturm der Welt
Mit 87m Höhe ist das Fördergerüst über Schacht 4 der Zeche Göttelborn im Saarland aktuell der höchste Förderturm weltweit.
Höchster Förderturm im Ruhrgebiet
Mit 70m Höhe ist das Fördergerüst über Schacht 2 der Zeche Lohberg in Dinslaken aktuell der höchste Förderturm im Ruhrgebiet.
Zum Vergleich: Der Förderturm der Zeche Rossenray ragte über 100m in die Höhe. Er wird seit 2019 zurückgebaut.
Gesamtfördermenge im Ruhrgebiet
Seit der Erfassung statistischer Daten im Jahr 1792 wurden im Ruhrgebet ca. 9,5 Mrd. t Kohle abgebaut.
Gesamtzahl an Kohlenzechen im Ruhrgebiet
Im Laufe der 700 Jahre Steinkohlenbergbau gab es ca. 1.300 Bergwerke im Ruhrgebiet (inkl. aller Kleinzechen). Allein für Bochum und Essen listet Wikipedia je ca. 280 auf, für Sprockhövel ca. 250, für Dortmund ca. 120.
Höchste Anzahl an aktiven Zechen im Ruhrgebiet
1857 gab es 296 aktive Zechen, in denen 29.644 Beschäftigte eine Jahresmenge von 3,6 Mio. t Steinkohle förderten.
Höchste Anzahl an Bergleuten im Ruhrgebiet
1922 förderten 576.644 Beschäftigte in 202 aktiven Zechen im Ruhrgebiet eine Jahresfördermenge von 96,7 Mio. t Steinkohle.
Höchste Jahresförderung im Ruhrgebiet
1939 wurden im Ruhrgebiet 130,2 Mio. t Steinkohle gefördert durch 330.510 Beschäftigte in 151 aktiven Zechen.
Höchste Pro-Kopf Fördermenge im Ruhrgebiet
Die höchste Pro-Kopf Fördermenge wurde 2005 erzielt mit 6735 kg Kohle pro Bergmann pro Schicht im Ruhrgebiet. In dem Jahr war die gesamte Belegschaft im Ruhrgebiet bereits auf 29.769 Bergleute zusammengeschrumpft.
Quelle: Huske 2006, Die Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet, Wikipedia (Liste der Bergwerke in NRW)
Höchste Anzahl Beschäftigter einer Zeche
1910 förderten 15.745 Beschäftigte auf der Zeche Deutscher Kaiser eine Jahresfördermenge von 3,9 Mio. t Kohle.
Höchste Jahresfördermenge einer Zeche
1975 förderte die Zeche Rheinland 5.267.615 t Kohle mit 8.868 Beschäftigten.
Quelle: Huske 2006, Die Steinkohlenzechen im Ruhrgebiet
Grubenunglücke in Europa
Zwischen 1376 und 2019 ereigneten sich 300 Grubenunglücke in Europa. Allein durch Steinschlag, Kohlenstaubexplosionen oder Schlagwetterexplosionen starben über 13.100 Bergleute in Europa.
Grubenunglücke in Deutschland
Zwischen 1376 und 2014 ereigneten sich 204 Grubenunglücke in Deutschland. Allein durch Steinschlag, Kohlenstaubexplosionen oder Schlagwetterexplosionen starben über 6.700 Bergleute in Deutschland.
Grubenunglücke im Ruhrgebiet
Zwischen 1868 und 1992 ereigneten sich 70 Grubenunglücke im Ruhrgebiet. Allein durch Steinschlag, Kohlenstaubexplosionen oder Schlagwetterexplosionen starben über 2.800 Bergleute im Ruhrgebiet.
Schwerstes Grubenunglück Deutschlands
Am 20. Februar 1946 kam es im Schacht Grimberg 3 auf der Zeche Monopol in Bergkamen im Ruhrgebiet zum schwersten Grubenunglück Deutschlands. 405 Kumpel kamen durch eine verheerende Explosion in 930 m Tiefe ums Leben, die sogar noch über Tage die Fördereinrichtungen zerstörte.
Schwerstes Grubenunglück Europas
Am 10. März 1906 kam es im Steinkohlenbergwerk von Courrières in Frankreich durch eine Kohlenstaubexplosion zum schwersten Grubenunglück Europas mit 1.099 Toten. 600 Kumpel konnten lebend gerettet werden, der letzte von ihnen am 4. April, fast einen Monat nach dem Unglück.
Schwerstes Grubenunglück der Welt
Am 26. April 1942 kam es im Steinkohlenbergwerk Benxihu in der Mandschurei in China durch eine Kohlenstaubexplosion mit 1.549 Toten zum historisch größten Grubenunglück weltweit.
Quelle: Wikipedia